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Es wurde dann vereinbart, das ich den Montag und Mittwoch im Workshop sein werde und die anderen Tage in der Schule. In der Schule übernehme ich die Aufgabe als „Kunstleherer“. Ich bin für insgesamt sechs Klassen zuständig. Natürlich bin ich nicht nur alleine als „Zeichner“ unterwegs, sondern betätige mich auch als Schreiner in der Schule. Man hat mir für diesen Zweck eine Werkzeugkiste gebaut und ich bekam mein eigenes Werkzeug um anfallende Arbeiten erledigen zu können. Und da gibt es immer etwas zu tun. Die Klassenzimmer sind bunt verziert mit allerei Bildern und Plakaten, da kommt es häufig vor, dass ein Nagel zum aufhängen in die Wand geschlagen werden muss. Viele der Schulbänke sind nicht mehr im besten Zustand um müssen repariert werden, überflüssige Holzlatten abgesägt und herausstehende Nägel entfernt werden. Zur Zeit bin ich schwer damit beschäftigt, neue Plakate zu zeichnen, die mir die Lehrerinnen in großen Zahlen vorbeibringen. Meine „Schnelligkeit“ überrascht und somit kommen immer mehr Bilder dazu, die zu zeichnen sind. Im „Kunstunterricht“ selbst, zeichne bzw. male ich mit den Kids mit Wasserfarben, Wachsmalkreiden, Holzstiften und was sonst noch alles da ist. Da der Botschafter einige Deutschlandfähnchen da gelassen hat und die von den Kids sehr begehrt gewesen waren, ließ ich meine Klassen ebenso Flaggen zeichnen, allerdings entschied ich mich für die nigerianische. Wir malten Hände und Masken und der Fantasie sollte dabei freien Lauf gelassen werden. Ich bemerke immer wieder, dass es den Kindern viel Spaß macht und ich beobachte viele Talente unter den verschiedenen Klassen. Mittlerweile finde ich mich gut in dem Schulalltag des TDCC zurecht. Meine Schwierigkeiten hatte ich allerdings zu genüge. Da waren für mich als erstes schon mal die Namen sowohl der Schüler auch als der Lehrerinnen. Die Nigerianischen Namen bzw. eben die Igbo Namen (Igbo ist die Volkssprache, die hier im Südosten gesprochen wird – natürlich neben der Amtssprache). Namen wir Chidimma, Chigozie, Ngozi oder Faith sind eben nicht so leicht einzuprägen wie die geläufigen deutschen Namen. Allerdings hatte ich hier das Glück, das auch Namen wie Happieness, Lucy oder Leonhard vertreten waren. So fing ich erst einmal damit an, mich an diese, für mich natürlich leichter zu merkenden Namen, heranzutasten. Ebenso tat ich mich anfangs noch sehr schwer immer die richtigen Klassen, die mir zugeteilt sind, zu finden. Das Gelände ist groß und meine erste Führung durch die Klassen konnte ich beim ersten mal nicht ganz in Erinnerung behalten. So irrte ich in der ersten Woche noch ziemlich orientierungslos über das Gelände und fragte bei allen möglichen Lehrern nach, ob ich denn hier für den Kunstunterreicht richtig sei. Mittlerweile kenne ich die Leherer und auch viele Schüler/innen. Andererseits kennen mich die Lehrkräfte inzwischen auch und kommen oft einen Tag vorher zu mir und fragen, ob denn morgen wieder der Kunstunterricht stattfindet. So finde ich mich gut zurecht und kenne mich nun sehr gut auf dem Gelände der Schule aus.

Die Schule in Enugu bringt 700 Kinder und 120 Mitarbeiter unter. Manche Kinder brauche eine spezielle Betreunung, da sie sich alleine nicht zurechtfinden würden. Für solche Schüler oder Schülerinnen sind dann die „special teacher“ verantwortlich. Sie haben die Aufgabe sich um „ihre“ Kids zu kümmern. Der Workshop beherbergt 115 Kinder und Jugendliche sowie viele Mitarbeiter die dort auch leben. Zur Integrativschule in Ihiala gehen 400 Schüler/innen und 30 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Wenn man sich dies mal vor Augen hält, ist das Projekt des TDCC in Nigeria ein beispielloses.

Als Erfahrungsbericht, den ich hier auf der Website des Förderkreises-TDCC verfassen darf, sehe ich natürlich nicht nur meinen Schulalltag, sondern auch meine schulfreie Zeit, die ich im guest house der Ebgibos verbringe. Das guest house besteht aus vier Schlafzimmern (eben für mehrer Volunteers), einer Küche, einer Dusche und einem Bad. Der Wohnbereich, der sehr groß ist, besteht aus Ess- und Wohnzimmer. Schon bei meiner Anreise und dem ersten Kontakt des guest houses bemerkte ich das Moskitonetz, das bereits über mein Bett gespannt wurde. Ich hatte schon Bedenken, dass meines, das ich aus Deutschland mitgebracht hatte, zu klein sein könnte. Das guest house ist nicht weit vom Haus von Hildegard und Peter entfernt, das ebenso recht groß ist. Das komplette Anwesen ist mit Palmen, Büschen und Bäumen, die auch als Schattenspender ums Haus dienen, bewachsen. Ich brauchte auch hier einige Zeit bis alles für mich überschaubar war und finde mich jetz auch hier sehr gut zurecht. Was mir überhaupt keine Schwierigkeiten bereitet ist der sparsame Umgang mit Wasser und gezwungenermaßen mit Strom. Anders als für mich „verwöhnten“ Deutschen, ist es in Nigeria nicht normal, ständig über Strom zu verfügen. Ganz im Gegenteil. Der Strom kommt und geht wie es der Regierung passt und man sollte abends stets eine Taschenlampe bei sich haben um nicht plötzlich im dunkeln tappen zu müssen. Will man gegen Abend (es wird so gegen sieben Uhr dunkel) noch Licht bzw. Strom für Fernseher oder dergleichen haben, so muss der Generator angeworfen werden. So ist es normal, dass, wenn ich abends im Bett liege, die Ruhe oft durch den im Nachbargelände brummenden Generator gestört wird. Aber wie so vieles ist auch das nur eine Frage der Gewohnheit. Das Wasser, muss vor dem sicheren Verzehr zuerst abekocht und gefiltert werden. An diese Umstellung habe ich mich ebenso schnell gewöhnt wie an die extreme Hitze, der man ohne Strom, das heißt ohne Ventilator, ausgeliefert ist. Natürlich gewöhnt man sich nie so ganz an Temperaturen die gerne mal bei 35 Grad liegen können, aber es is bei weitem nicht mehr so intensiv wie bei meiner Anreise. Durch den Nordwind, den Harmattan, hat man teilweise sogar recht angenehme Tage. Die teilweise in der späten Nacht sogar kühlen Temperaturen ermöglichen einen sehr guten Schlaf. Allerdings kann es schon sein, dass durch einen starken Harmattan die Umgebung durch den aufgewirbelten Sand bzw. den mitgeführten Sand aus dem Norden, mit „rotem Nebel“ verschleiert ist. Eine meiner größten Befürchtungen galt dem Essen, was mich hier erwarten sollte. So habe ich genügend Geschichten von Leuten gehört, die nach nicht einmal einer Woche Aufenthalt in einem fremden Land wie Burkina Faso oder Bolivien, starken Druchfall hatten. Das ist natürlich auch eine Sache der Umstellung, so muss sich der Magen erstmal an das andere Essen gewöhnen. Aufgrund dieser Ratschläge packte ich in meine Reiseapotheke also außer Calciumtabletten (bei Hautreizungen), Doxycyclin (Malaria Prophylaxe), Vitamine (bei Unwohlsein), Wasserreinigungstabletten und Electrolyte auch drei Packungen Durchfalltabletten ein. Vorsicht ist besser als Nachsicht und zu meinem Erstaunen habe ich noch keine der Packungen seither anrühren müssen. Das Essen der Nigerianer ist für deutsche Verhältnisse extrem scharf, was für mich ein willkommenes Erlebnis der Geschmacksnerven ist, da ich sehr gerne scharf esse. Das Garri ist ebenso wie Yam und die dazugehörigen Suppen wie Egusi oder Okra ein Hauptnahrungsmittel. Ebenso gehören Reis, Bohnen (gibt es in vielen Größen und Farben) und die Plantains (große Bananen, die oft frittiert werden) dazu. Nudeln, so hab ich erfahren, sind eher ein neuartiges Essen und nur aufgrund der schnellen Zubereitung relativ beliebt. Es kostete mich sehr wenig Überzeugung, das Fufu (Garri und Yam), wie die Einheimischen, mit Händen zu verzehren – ganz im Gegenteil. Dank Esther, die mich immer tatkräftig dabei unterstützte, die Gewohnheiten und die Namen der verschiedenen Mahlzeiten besser kennenzulernen, bereitete mir das kaum Schwierigkeiten. Die Erdnüsse sollen hier die besten überhaupt sein, sagte mir Hildegard eines Tages. Ich wollte mich davon natürlich selbst überzeugen und kaufte mir eine Packung (10 Naira) an dem Stand nicht unweit von der Schule und nachdem ich sie zusammen mit „Man“ gegessen hatte, konnte ich ihr nur zustimmen. Ebenso gibt es Unmengen von Keksen (biscuit) und anderen Leckereien, die so ausgewählt sind, dass die große Hitze ihnen nichts anhaben kann.