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Folge 1 - Folge 2

Am 25.02.2010

Am 25.02.2010 fuhren Hildegard, Chidimma, Moses (der Fahrer) und ich nach Ihiala. Wir waren ungefähr zwei Stunden unterwegs. Die Landschaft außerhalb der Stadt ist faszinierend und ich konnte mich nicht daran satt sehen. Etwas ärgerlich sind die Straßensperren des Militär, die alle paar Kilometer die Straße mit irgend etwas blockieren. Da liegen dann zum Beispiel mal jede Menge Holzstämme auf der Straße, so dass man Slalom fahren muss. Man wird angehalten und man wirft einen Blick in das Auto. Da wir einen Kleinbus hatten, auf dem auch „educational“ stand, konnten wir eigentlich immer direkt weiterfahren. Unser Fahrer Moses grüßte die Leute von der Armee stehts übertrieben freundlich und fuhr dann gelassen weiter in Richtung der nächsten Blockade. So holperten wir über die geteerte Autobahn, nicht ohne das ein oder andere mal abbremsen zu müssen um einem Schlagloch auszuweichen oder sanft durchzufahren. Nachdem wir Anambra State durchquert hatten, wurden die Straßen schmaler und der Busch üppiger. Überall Palmen und Bananenstauden, Busch und nochmal Busch. Ich hatte die Scheibe weit nach unten gekurbelt, genoss den Fahrtwind und die mir fremde Umgebung. Wir erreichten die Schule in Ihiala und wurden von einigen Kindern und Lehrern begrüßt. Hildegard hatte ein Meeting, während ich mich auf dem Gelände der Schule umsah. Vom Größenverhältnis her sind die Schulen ähnlich, Ihiala ist vielleicht ein bisschen kleiner als Enugu. Allerdings gibts es in Ihiala zwei große Sportplätze die massig Platz bieten. Das Zentrum des Geländes bildet ein großer Mangobaum, dessen Äste weitläufig sind und somit viel Schatten spenden. Darunter begeben sich die Kinder um etwas Schutz vor der Sonne zu finden. Die Umgebung um die Schule ist ruhiger als in Enugu, man merkt eben, das man nicht mehr in der Stadt ist. Nach dem großen meeting mit der ganzen Lehrerschaft holte uns Vincent ab und wir luden unser Gepäck vom Minibus in das Auto um. Wir fuhren über die „bushroad“ zum Haus von Peter. Das Anwesen gehört Peters verstorbenem Bruder und ihm zusammen und ist traumhaft schön. Ich belegte mein Zimmer und Hildegard führte mich über das komplette Gelände des Anwesens. Es gab Egusi und Yam fufu, welches ich zum ersten mal probierte. Ich saß mit Prof. Peter auf dem Balkon seines Hauses, das rechts neben dem seines Bruders steht. Ich sah quer über dem Hof, dass das Tor geöffnet und mehrere Motorräder reingefahren kamen. Da Peter der Häutpling seines Dorfes ist, ist immer jede Menge los, wenn er da ist. Alle Leute kommen zu ihm und bringen ihre Anliegen vor, bitten um Geld oder wollen einfach nur den Häuptling sehen. Peter erklärte mir, dass ein paar Kinder einen jungen Mann in einem Graben liegend gefunden haben. Ihm waren die Hände auf dem Rücken gefesselt, Beine zusamengebunden und Augen und Mund getapet. Einige Männer brachten ihn jetzt zum Häuptling. Also lag er jetzt unter dem großen Baum, der mitten auf dem Campus steht. Peter und ich liefen dort hin und sahen, dass der junge Mann angeschossen war und blutete. Der Schock ließ ihn keinen Mucks von sich geben, er windete sich lediglich auf dem Boden. Es wurde in Igbo gesprochen, so dass ich nichts verstand und Peter erklärte mir, dass er ihnen Geld geben wird um ihn in einem Krankenhaus behandeln zu können. Jedoch Geld alleine reicht bei so einem Fall nicht aus, denn es ist in Nigeria verboten, Schussverletztungen ohne polizeiliches Gutachten zu behandeln. Natürlich war der Zeitpunkt reichlich schlecht um zuerst zur Polizeit zu gehen und Bericht zu erstatten. Also schrieb Peter ein paar Sätze auf eine seiner Visitenkarten und bat den Arzt darum sein bestes zu tun. Er sagte dem Jungen, das er keine Angst haben brauche, ihm wird nichts passieren, woraufhin der Junge „Amen“ sagte. Sie nahmen in zu viert und hieften ihn auf eines der Motorräder auf dem bereits ein Fahrer hockte. Einer der anderen stieg noch auf und dann fuhren sie zu dritt los. Ein paar Stunden später erfuhren wir von einem der Männer, dass er junge Mann im Krankenhaus gestorben war.

Am Freitag stand eine traditionelle Beerdingung an. Wir gingen zu Fuß zum Haus der Verstorbenen, wo sich schon viele Menschen versammelt hatten. Es waren Pavillions aufgebaut. Ich erfuhr, das Beerdigungen, gerade für ältere Menschen, mehrere Tage lang sind und eine riesen Feier stattfindet. Nachdem wir den Gedenkgottesdienst besuchten, der nicht viel anders als in Deutschland ist, gingen wir zurück zur Stelle an der sie beerdigt werden sollte – in ihrem Hof. Man ließ den Sarg durch zwei Männer, die in die Grube stiegen, die schon vorher ausgehoben wurde, hinunter. Danach wurden durch den Pfarrer noch ein paar Worte gesprochen und danach wurde das Loch, in dem der Sarg nun war, zugeschaufelt. Das übernahmen wiederum zwei junge Männer, die sich des öfteren abwechselten. Wir verließen die Feier und ich bekam erklärt, dass man das Leben der Frau feiert, das sie gehabt hat und nicht den Tod. So ging ich später noch mit ein paar Jungs zurück zur Feier um einen Eindruck davon bekommen zu können. Und tatsächlich war eine große Party angesagt. Es gab eine Liveband und Menschen verkauften Sachen auf dem Boden. Es waren noch mehr Menschen da als vorher und es wurde gegessen und getrunken – gefeiert eben. Ich persönlich finde dieses Art von Beerdigung viel besser als die in Deutschland, die so viel anders ist. Schließlich sollte man, wie es hier eben die Tradition ist, das Leben des Verstorbenen feiern und nicht zu tief in die Trauer verfallen.

Im Haus war derweil wieder viel los. Es kamen und gingen Unmengen von Menschen und der Häutling hatte alle Hände voll zu tun. Ich ließ mich auf dem Balkon nieder, genoss die Atmosphäre und döste vor mich hin. Die Umgebung hat es mir wirklich angetan. Die Vegetation ist trotz der ständigen Hitze und Trockenheit gigantisch. Der Tag neigte sich dem Ende.

Am Samstag fuhren wir gegen elf Uhr vormittags wieder Richtung Enugu. Wir waren auf eine traditionelle Hochzeit eingeladen und ich war gespannt, was mich da erwarten wird. Der Rückweg allerdings war etwas schwieriger zu nehmen als der Hinweg. Da wir nun im Mercedes unterwegs waren, wurden wir von den Soldaten des Militär ein bisschen genauer unter die Lupe genommen. Das lag wohl auch noch daran, das sich Vincent (Prof.´s Fahrer) etwas feindselig gegenüber den Leuten verhielt und nur auf Verlangen das Fenster öffnete. Aber im großen und ganzen lief alles gut und wir kamen bald in Enugu an. Es ist eine ständige Berg und Talfahrt und somit lässt sich die Landschaft herrlich genießen. In Enugu angekommen, sah ich einige neue Ecken der Stadt und wir trafen uns mit der Hochzeitsgemeinschaft etwas außerhalb der Stadt. Zusammen fuhren wir dann Richtung dem Dorf, wo die Zeremonie stattfinden sollte. Es war heiss und die Sonne brannte vom Himmel. Es war viel los und wir wurden unter eines der drei Pavillions geführt, wo wir unseren Sitzplatz hatten. Von der Hochzeit bekam ich dann garnnicht so viel mit, da ich nicht genau wusste, was da vor sich ging. Ich erfuhr dann später, das die Braut mit einem Horn voll Palmwein ihren Bräutigam suchen muss. Hat sie ihn dann gefunden, kniet erst sie nieder und lässt ihn trinken und dann er. Ich ließ mir auch Palmwein geben, der recht gut schmeckte und es gab wieder Yam fufu mit einer Suppe. Ich fand die traditionelle Hochzeit ganz interessant und wieder fielen mir die bunten Gewänder der Leute auf. Gerade zu so einem Anlass, werfen sich die Nigerianer sehr in Schale. Es wurde Musik gespielt und überall waren die Menschen am feiern. Wir verabschiedeten uns nach dem Essen und fuhren zurück zum Haus. Ich ließ mich auf mein Sofa fallen und dachte nochmal an die vergangenen Tage und an meine Erlebnisse. Ich war so erledigt, das ich nach kurzer Zeit einschlief.