Das Jahr 2006 wird sich in ein paar Wochen verabschieden und wir möchten Ihnen auch in diesem Jahr unseren traditionellen Rundbrief rechtzeitig vor Weihnachten zusenden und von unserer Arbeit in Nigeria berichten.
Im Land Nigeria fand im März dieses Jahres eine Volkszählung statt um endlich genauere Zahlen über die Population zu haben. Eine ganze Woche blieben alle Menschen zu Hause, soweit das möglich war. Doch warten wir bis jetzt noch auf die Ergebnisse der Volkszählung. Grob geschätzt soll Nigeria zwischen 130 – 150 Millionen Einwohner haben und ist damit das bevölkerungsreichste Land Schwarzafrikas. Man geht davon aus, dass jeder 4. Schwarzafrikaner ein Nigerianer ist.
Der größte Brennpunkt Nigerias ist das Niger-Delta im Süd-Südosten, wo das Erdöl gefördert wird. Rebellengruppen dort organisieren Anschläge auf Ölanlagen und verschleppen auch Menschen, um auf die Ausbeutung ihres Landes durch Politiker, Häuptlinge und die internationalen Ölkonzerne aufmerksam zu machen. Im August waren auch 2 deutsche Mitarbeiter von Ölfirmen unter den Gekidnappten. Bis jetzt wurden alle ausländischen Verschleppten wieder frei gelassen.
Die junge Demokratie in Nigeria bekam eine große Stärkung als vor ein paar Wochen die Abgeordneten des Bundestages gegen eine Verfassungsänderung stimmten, die es dem Präsidenten und den Gouverneuren erlauben sollte für eine dritte Legislaturperiode von jeweils 4 Jahren wieder gewählt zu werden. Der jetzige Präsident und die meisten Gouverneure sind bereits zum 2. Mal im Amt und im April 2007 soll es Neuwahlen geben, die mit viel Spannung erwartet werden.
Für unsere Einrichtung, das TDCC, ist das Jahr 2006 soweit ein gutes und erfolgreiches. Insgesamt betreuen wir 1.000 Kinder und Jugendliche; davon in Enugu etwa 550 und in Ihiala 450. In Enugu betreuen etwa 90 MitarbeiterInnen Kinder und junge Erwachsene von 2 bis 30 Jahren mit Lern- und geistiger Behinderung, Hör- und Sprachbehinderung, Zerebralparese und Autismus. Auch nichtbehinderte Kinder (etwa 30 %) aus sozial-schwachen Familien besuchen in Enugu den Kindergarten und die Grundschule. In den Werkstätten betreuen wir etwas mehr als 100 Jugendliche und junge Erwachsene, die ausschließlich behindert sind und zum Teil schwere Verhaltensstörungen haben. Auch betreuen wir in Enugu in zwei Wohnheimen etwa 100 Kinder und Jugendliche, die während der Schulzeit nicht nach Hause können. Der Grund hierfür ist, dass ihre Familien zu weit weg wohnen, oder weil das Familienklima nicht förderlich für das behinderte Kind ist.
Die Integrativschule in Ihiala, die 30 MitarbeiterInnen hat, besuchen Kinder mit Hör- und Sprachbehinderung, mittelgradiger Lern- und geistiger Behinderung und Körperbehinderungen. Die übrigen Kinder (10 – 15 %) sind nicht behindert und kommen aus den benachbarten Ortschaften, um die Integrativschule zu besuchen. Unsere Grundschule dort hat schon seit Bestehen die besten Abschlussergebnisse des Landeskreises erreicht.
Wie seit vielen Jahren konnten wir auch in diesem Jahr MitarbeiterInnen für andere Behinderteneinrichtungen in Nigeria praxisbezogen ausbilden. Auf diesem Weg haben wir schon mehreren privaten Einrichtungen beim Aufbauen geholfen, denn Betreuer mit fundierter praktischer Erfahrung im Behindertenbereich sind in Nigeria selten.
Unsere Ausgaben im Jahr 2006 werden sich auf etwa 18 Millionen Naira belaufen (etwa 112.500 EURO). Zwei Drittel davon (12 Millionen Naira, etwa 75.000 EURO) werden wir für Gehälter der MitarbeiterInnen aufbringen müssen.
Wir hoffen durch Beiträge der Eltern und Spenden in Nigeria etwa 10 Millionen Naira (62.500 EURO) einnehmen zu können. So würde sich für uns eine Diskrepanz von 8 Millionen Naira (etwa 50.000 EURO) ergeben. Von Januar bis einschließlich April 2006 bekamen wir durch Spenden in Deutschland und die Aufstockung durch das PMK (20 %) den Betrag von 7.510 EURO. Wenn wir die Sternsingerspenden der Gemeinden Güntersleben und Fremdingen dazurechnen, dann sind es insgesamt 18.885,23 EURO für die ersten 4 Monate des Jahres 2006.
Anfang Januar 2006 erhielten wir von unseren Spendern und durch die Aufstockung durch das PMK (20 %) die Summe von 19.577,00 EURO für die letzten 4 Monate des Jahres 2005. Erfahrungsgemäß erhöhen sich die Spenden immer gegen Ende eines Jahres.
Mit Hilfe von unseren Freunden und dem Förderverein in Deutschland bekamen wir Unterstützung von verschiedenen Seiten.
Von Herzen danken möchte ich allen Mitgliedern des Fördervereins für die tatkräftige Unterstützung, die sie uns geben. Vor allem dem Vorstand möchte ich meinen großen Dank aussprechen. Frau Irmengard Jana Schaller, der 1. Vorsitzenden für ihre verantwortungsvolle und unermüdliche Arbeit und ihren Einsatz bei den „Sternstunden“ für uns; dem 2. Vorsitzenden, Herrn Lothar Kolb und seiner Frau Renate, die trotz vieler anderer Verpflichtungen immer für uns da sind, wenn es nötig ist. Auch der Firma Kolb möchte ich an dieser Stelle danken. Sie unterstützen uns schon seit vielen Jahren regelmäßig.
Ein herzlicher Dank geht auch an die Schriftführerin Verena Nitsche, die sehr effektiv und schnell anfallende Aufgaben ausführt; ebenso an die Schatzmeisterin (Kassenwart) Elvira Weiß, die die Spendenaufstellungen, Mitgliedsbeiträge und Abrechnungen immer pünktlich und korrekt abwickelt.
Den Beisitzern Brigitte Kreutner, Hildegard Stimpfle, Manuela Meyer, Dr. Njikoha Ebigbo (Öffentlichkeitsarbeit) und Anozie Ebigbo möchte ich auch vielmals für die geleisteten Dienste danken.
Danken möchte ich der Firma Thannhauser und Ulbricht und deren MitarbeiterInnen in Fremdingen. Durch verschiedene Aktionen haben sie schon mehrere Male unser Zentrum unterstützt.
Allen Spendern, die uns im Jahr 2006 geholfen haben, danken wir von ganzem Herzen. Vor allem den Patenschafts-Spendern sei ein besonderer Dank ausgesprochen. Viele von ihnen unterstützen uns schon seit Jahren treu und zuverlässig.
Jede Spende, auch wenn es eine kleine ist, kann uns in unserer Arbeit ein Stückchen weiterhelfen und wird von uns dankbar angenommen.
Dem Päpstlichen Missionswerk der Kinder in Aachen (PMK) gebührt unser spezieller Dank für die prompte Aufstockung der Spendengelder und für das zuverlässige Ausstellen von Spendenquittungen für unsere Spender.
Unser Dank geht auch an den Bürgermeister und die Gemeinde Fremdingen, die es uns ermöglichen das Spendenkonto über die Gemeinde zu führen.
Auch Sabine Metter wollen wir hier danken. Sie hat über die „Münchner Rück-Versicherung“ Spendengelder für die Transportkosten des Busses besorgen können.
Spezielle Grüße und ein danke schön an unsere ehemaligen Volunteers. Auch in diesem Jahr waren 4 bei uns; mit vielen von ihnen sind wir noch in gutem Kontakt.
Anfang des Jahres durften wir wichtige Besucher aus Deutschland begrüßen. Im Februar besuchte uns Herr Lothar Kolb, unser 2. Vorsitzender. Bereits vor 10 Jahren war er das erste Mal hier; seine Familie unterstützt uns schon seit Beginn ideell und materiell. Dieses Mal kam er mit Frau Elfriede Helmschrott, die uns schon seit vielen Jahren hilft und regen Anteil an unserer Arbeit nimmt. (siehe Foto)
Im März besuchte unser Herr Hermann Hausmann und brachte uns auf abenteuerliche Weise zwei Rollstühle und mehrere Krücken mit. Er nützte seinen Aufenthalt, um Videoaufnahmen von Schule und Land zu machen. Mit Spannung erwarten wir seine Filme.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Zeilen aus einem Brief von Gudrun Dröber vom 28.08.2006 zitieren. Sie war vor 4 Jahren für 3 Monate als Volunteer bei uns und besuchte vor kurzem Nepal für 3 Monate. Nun schrieb sie an mich. „Mir ist bewusst geworden, dass Deine Einrichhtung in Nigeria eine Insel für viele Kinder ist – in einem Land, das nicht viele Menschen von außen her besuchen. Was wäre aus vielen Kindern geworden, wenn es diese Schule nicht gäbe? Deine Arbeit verdient sehr sehr große Anerkennung, was ich hiermit nochmals zum Ausdruck kommen lassen möchte.“
Im Namen unserer Kinder, Eltern und MitarbeiterInnen möchte ich Ihnen allen noch einmal von Herzen für Ihre Unterstützung und Hilfe im Jahr 2006 danken. Sie haben es uns durch Ihre Solidarität ermöglicht, sozial benachteiligten Kindern und Kindern, die einer speziellen Förderung bedürfen, zu helfen und zu erziehen.
MAY GOD BLESS AND REWARD YOU ALL !
Wir hoffen und wünschen uns, dass wir auch im Jahr 2007 mit Ihrer Hilfe zum Wohl der benachteiligten Kinder in Nigeria weiterarbeiten können. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und ein gutes, zufriedenes und glückliches Neues Jahr.
Ihre
Hildegard Ebigbo
Kinder der Werkstätten während der Trockenzeit beim Wasserholen am Fluss.