Enugu, November 2006
Liebe FreundInnen und Förderer unserer Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen am Therapeutic Day Care Centre in Enugu, Nigeria!

Das Jahr 2006 wird sich in ein paar Wochen verabschieden und wir möchten Ihnen auch in diesem Jahr unseren traditionellen Rundbrief rechtzeitig vor Weihnachten zusenden und von unserer Arbeit in Nigeria berichten.
Im Land Nigeria fand im März dieses Jahres eine Volkszählung statt um endlich genauere Zahlen über die Population zu haben. Eine ganze Woche blieben alle Menschen zu Hause, soweit das möglich war. Doch warten wir bis jetzt noch auf die Ergebnisse der Volkszählung. Grob geschätzt soll Nigeria zwischen 130 – 150 Millionen Einwohner haben und ist damit das bevölkerungsreichste Land Schwarzafrikas. Man geht davon aus, dass jeder 4. Schwarzafrikaner ein Nigerianer ist.

Der größte Brennpunkt Nigerias ist das Niger-Delta im Süd-Südosten, wo das Erdöl gefördert wird. Rebellengruppen dort organisieren Anschläge auf Ölanlagen und verschleppen auch Menschen, um auf die Ausbeutung ihres Landes durch Politiker, Häuptlinge und die internationalen Ölkonzerne aufmerksam zu machen. Im August waren auch 2 deutsche Mitarbeiter von Ölfirmen unter den Gekidnappten. Bis jetzt wurden alle ausländischen Verschleppten wieder frei gelassen.

Die junge Demokratie in Nigeria bekam eine große Stärkung als vor ein paar Wochen die Abgeordneten des Bundestages gegen eine Verfassungsänderung stimmten, die es dem Präsidenten und den Gouverneuren erlauben sollte für eine dritte Legislaturperiode von jeweils 4 Jahren wieder gewählt zu werden. Der jetzige Präsident und die meisten Gouverneure sind bereits zum 2. Mal im Amt und im April 2007 soll es Neuwahlen geben, die mit viel Spannung erwartet werden.

Für unsere Einrichtung, das TDCC, ist das Jahr 2006 soweit ein gutes und erfolgreiches. Insgesamt betreuen wir 1.000 Kinder und Jugendliche; davon in Enugu etwa 550 und in Ihiala 450. In Enugu betreuen etwa 90 MitarbeiterInnen Kinder und junge Erwachsene von 2 bis 30 Jahren mit Lern- und geistiger Behinderung, Hör- und Sprachbehinderung, Zerebralparese und Autismus. Auch nichtbehinderte Kinder (etwa 30 %) aus sozial-schwachen Familien besuchen in Enugu den Kindergarten und die Grundschule. In den Werkstätten betreuen wir etwas mehr als 100 Jugendliche und junge Erwachsene, die ausschließlich behindert sind und zum Teil schwere Verhaltensstörungen haben. Auch betreuen wir in Enugu in zwei Wohnheimen etwa 100 Kinder und Jugendliche, die während der Schulzeit nicht nach Hause können. Der Grund hierfür ist, dass ihre Familien zu weit weg wohnen, oder weil das Familienklima nicht förderlich für das behinderte Kind ist.

Die Integrativschule in Ihiala, die 30 MitarbeiterInnen hat, besuchen Kinder mit Hör- und Sprachbehinderung, mittelgradiger Lern- und geistiger Behinderung und Körperbehinderungen. Die übrigen Kinder (10 – 15 %) sind nicht behindert und kommen aus den benachbarten Ortschaften, um die Integrativschule zu besuchen. Unsere Grundschule dort hat schon seit Bestehen die besten Abschlussergebnisse des Landeskreises erreicht.

Wie seit vielen Jahren konnten wir auch in diesem Jahr MitarbeiterInnen für andere Behinderteneinrichtungen in Nigeria praxisbezogen ausbilden. Auf diesem Weg haben wir schon mehreren privaten Einrichtungen beim Aufbauen geholfen, denn Betreuer mit fundierter praktischer Erfahrung im Behindertenbereich sind in Nigeria selten.

Unsere Ausgaben im Jahr 2006 werden sich auf etwa 18 Millionen Naira belaufen (etwa 112.500 EURO). Zwei Drittel davon (12 Millionen Naira, etwa 75.000 EURO) werden wir für Gehälter der MitarbeiterInnen aufbringen müssen.

Wir hoffen durch Beiträge der Eltern und Spenden in Nigeria etwa 10 Millionen Naira (62.500 EURO) einnehmen zu können. So würde sich für uns eine Diskrepanz von 8 Millionen Naira (etwa 50.000 EURO) ergeben. Von Januar bis einschließlich April 2006 bekamen wir durch Spenden in Deutschland und die Aufstockung durch das PMK (20 %) den Betrag von 7.510 EURO. Wenn wir die Sternsingerspenden der Gemeinden Güntersleben und Fremdingen dazurechnen, dann sind es insgesamt 18.885,23 EURO für die ersten 4 Monate des Jahres 2006.

Anfang Januar 2006 erhielten wir von unseren Spendern und durch die Aufstockung durch das PMK (20 %) die Summe von 19.577,00 EURO für die letzten 4 Monate des Jahres 2005. Erfahrungsgemäß erhöhen sich die Spenden immer gegen Ende eines Jahres.

  • Das Neuro-psychiatrische Krankenhaus in Enugu hat uns im Mai 2006 zu einer Zweigstelle erklärt. Dies bedeutet, dass sie ihre Krankenschwestern, Ärzte und Sozialarbeiter, die dort zur Spezialisierung sind, zu uns zum Praktikum schicken werden. Dadurch werden unsere Kinder freie ärztliche Betreuung bekommen. Unsere Kinder haben keine Krankenversicherung, und Behandlung gibt es nur bei Bezahlung. Auch gibt es keinen Notarzt oder Krankenwagen, die im Notfall gerufen werden können. Bei nächtlichen Notfällen sind wir auf uns selbst gestellt bis das Kind am nächsten Morgen mit dem Schulbus ins Krankenhaus gefahren werden kann.
  • Der Präsident eines Rotary-Clubs in Enugu will in diesem Jahr eine kleine medizinische Klinik auf unserem Schulgelände fertig stellen, in der Notfälle behandelt werden können. Die Mauern sind beinahe fertiggestellt und wir hoffen, dass der Dachstuhl und das Dach bald in Angriff genommen werden.
  • Die „Berger Ladies“ (Mitarbeiterinnen und Frauen von Angestellten der deutschen Baufirma Julius Berger) in Abuja gaben uns in diesem Jahr eine Spende von 250.000 Naira (etwa 1.560 EURO). Dies ist bereits das zweite Mal, dass sie uns eine Spende aus ihrem Weihnachtsbasar zukommen lassen. Mit dem Geld konnten wir unser großes Schulhaus im Hauptcampus neu anstreichen. Dieses Gebäude benötigte dringend Malerarbeiten nachdem im März/April 2006 extensive Renovierungsarbeiten am ganzen Gebäude nötig waren.
  • Eine Organisation von ausländischen Frauen in Lagos, die „small world“ heißt, spendete unserer Einrichtung im Februar 2006 die Summe von 600.000 Naira (etwa 3.750 EURO). Mit dieser Spende konnten wir neue Tische und Stühle für den Kindergartenbereich und Tische, Stühle, Bänke und Betten für das Wohnheim schreinern lassen. Die alten Möbel waren mehr als 20 Jahre alt und schon mehrmals repariert worden. Unser herzlicher Dank geht an die Pfarrerin Kirsten Wolandt der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Nigeria, die unser Projekt an diese Organisation empfohlen hatte.

Mit Hilfe von unseren Freunden und dem Förderverein in Deutschland bekamen wir Unterstützung von verschiedenen Seiten.

  • Die Pfarrgemeinde St. Maternus Güntersleben spendete bereits zum 6. Mal ihr Sternsingergeld an uns. Der Betrag von 5.946,23 EURO wurde an das Päpstliche Missionswerk der Kinder in Aachen (PMK) überwiesen und von dort um 892,00 EURO (15 %) auf 6.838,23 EURO erhöht.
  • Auch der Eine-Welt-Laden Harambee in Güntersleben hat uns in diesem Jahr wieder unterstützt - und dies schon seit vielen Jahren. Der Betrag von 1.500 EURO wurde an uns überwiesen. Herzlichen Dank an alle Günterslebener in Gemeinde und Pfarrgemeinde für ihre großartige Unterstützung!
  • Die Pfarrgemeinde in Fremdingen stellte in diesem Jahr ebenfalls ihr „Sternsingergeld“ für unsere Einrichtung zur Verfügung. Der Betrag von 3.937,00 EURO wurde an das PMK in Aachen überwiesen, dort um 600 EURO (15 %) auf 4.537,00 EURO erhöht. Ein herzliches Vergelt`s Gott an meine Heimat-Pfarrgemeinde Fremdingen und an Herrn Pfarrer Putz, der dies in die Wege geleitet hat. Auch meinem ehemaligen Heimatpfarrer, Herrn Geistlichen Rat Eugen Hänle, möchte ich an dieser Stelle für die treue Unterstützung danken.
  • Das Franziskanerinnerkloster in Mallersdorf-Pfaffenberg vergaß uns auch in diesem Jahr nicht. Zum 6. Mal spendeten sie an unsere Einrichtung den Betrag von 3.000 EURO aus ihrem jährlichen Brauereifest. Ein großes Vergelt’s Gott an alle Schwestern und vor allem an die Braumeisterin Schwester Doris und Familie Strauß.
  • Die Fremdingerin Bianca Fischer organisierte am Sonntag, 21.05.2006 einen Kunst- und Hobbymarkt in Costas Taverne in Fremdingen. Unsere Einrichtung bekam durch den Verkauf von afrikanischen Gegenständen (nigerianischer Stand), die Farbschleuder-Aktion und die Kaffeebar die erfreuliche Summe von 1.135,30 EURO. Wie mir erzählt wurde, haben sehr viele Freiwillige tolle Kuchen und Torten gebacken und bei der Organisation geholfen. Vielen Dank an alle HelferInnen und besonders an Bianca Fischer.
  • Die Katholische Landjugend-Kreisrunde Nördlingen organisiert monatliche Gottesdienste für die Jugendlichen des Landkreises jeweils in einem anderen Ort. In diesem Jahr wurde die Arbeit des TDCC vorgestellt und bei jedem Gottesdienst geht die Kollekte an uns.
  • Die Kreisrunde schrieb auch mehrere Zeitungsartikel über das TDCC und die Firmlinge aus Megesheim und Schwörsheim wurden darauf aufmerksam. Aus ihrem Brief an uns möchte ich kurz zitieren: „Wir, das sind 18 Buben und Mädchen aus Megesheim und Schwörsheim, die am 30.06.2006 in Wemding das Sakrament der Hl. Firmung empfangen. Als unser soziales Firmprojekt wollen wir die Spendenaktion der Kreisrunde Nördlingen für Ihr Kinderheim unterstützen. Unter unserem Firmspruch 'beGEISTert Christ sein' stellten wir in den letzten Wochen Ihr Kinderheim in unserem Familien- und Bekanntenkreis vor ..... und unsere Sammlung ergab ..... einen stolzen Betrag von 344,00 EURO.“ Vielen Dank an die Firmlinge in Megesheim und Schwörsheim für diese vorbildiche Aktion und an die Kreisrunde Nördlingen für die Wahl unseres Projekts für ihre monatlichen Gottesdienste. Diese Spendensammlung geht noch bis Ende 2006.
  • Sehr glücklich sind wir über die Zusammenarbeit mit den „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks/Fernsehens. Anfang Oktober 2006 wurde eine Filmcrew zu uns nach Enugu geschickt, um vor Ort zu filmen. In einem Programm des Bayerischen Fernsehens, das „Adventsfenster“ heißt, wird unser Projekt im Dezember 2006 vorgestellt werden. Einen großen Dank möchte ich hiermit an die „ Sternstunden“ aussprechen. Sie genehmigten uns den Bau eines Therapiehauses in Höhe von 11.000 EURO. Damit bauen wir nun im Zentrum in Enugu dieses dringend benötigte Haus für Sprachtherapie, Physiotherapie etc. Wir hoffen, dass es Anfang 2007 fertig sein wird.
  • Herzlich gratulieren möchten wir Herrn Ludwig Becker aus Ennigerloh zu seinem 70. Geburtstag. Zur Feier seines Geburtstages wollte er keine Geschenke, sondern bat um Spenden für unsere Einrichtung und überwies insgesamt 2.000 EURO.

Von Herzen danken möchte ich allen Mitgliedern des Fördervereins für die tatkräftige Unterstützung, die sie uns geben. Vor allem dem Vorstand möchte ich meinen großen Dank aussprechen. Frau Irmengard Jana Schaller, der 1. Vorsitzenden für ihre verantwortungsvolle und unermüdliche Arbeit und ihren Einsatz bei den „Sternstunden“ für uns; dem 2. Vorsitzenden, Herrn Lothar Kolb und seiner Frau Renate, die trotz vieler anderer Verpflichtungen immer für uns da sind, wenn es nötig ist. Auch der Firma Kolb möchte ich an dieser Stelle danken. Sie unterstützen uns schon seit vielen Jahren regelmäßig.

Ein herzlicher Dank geht auch an die Schriftführerin Verena Nitsche, die sehr effektiv und schnell anfallende Aufgaben ausführt; ebenso an die Schatzmeisterin (Kassenwart) Elvira Weiß, die die Spendenaufstellungen, Mitgliedsbeiträge und Abrechnungen immer pünktlich und korrekt abwickelt.

Den Beisitzern Brigitte Kreutner, Hildegard Stimpfle, Manuela Meyer, Dr. Njikoha Ebigbo (Öffentlichkeitsarbeit) und Anozie Ebigbo möchte ich auch vielmals für die geleisteten Dienste danken.

Danken möchte ich der Firma Thannhauser und Ulbricht und deren MitarbeiterInnen in Fremdingen. Durch verschiedene Aktionen haben sie schon mehrere Male unser Zentrum unterstützt.

Allen Spendern, die uns im Jahr 2006 geholfen haben, danken wir von ganzem Herzen. Vor allem den Patenschafts-Spendern sei ein besonderer Dank ausgesprochen. Viele von ihnen unterstützen uns schon seit Jahren treu und zuverlässig.

Jede Spende, auch wenn es eine kleine ist, kann uns in unserer Arbeit ein Stückchen weiterhelfen und wird von uns dankbar angenommen.

Dem Päpstlichen Missionswerk der Kinder in Aachen (PMK) gebührt unser spezieller Dank für die prompte Aufstockung der Spendengelder und für das zuverlässige Ausstellen von Spendenquittungen für unsere Spender.

Unser Dank geht auch an den Bürgermeister und die Gemeinde Fremdingen, die es uns ermöglichen das Spendenkonto über die Gemeinde zu führen.

Auch Sabine Metter wollen wir hier danken. Sie hat über die „Münchner Rück-Versicherung“ Spendengelder für die Transportkosten des Busses besorgen können.

Spezielle Grüße und ein danke schön an unsere ehemaligen Volunteers. Auch in diesem Jahr waren 4 bei uns; mit vielen von ihnen sind wir noch in gutem Kontakt.

Anfang des Jahres durften wir wichtige Besucher aus Deutschland begrüßen. Im Februar besuchte uns Herr Lothar Kolb, unser 2. Vorsitzender. Bereits vor 10 Jahren war er das erste Mal hier; seine Familie unterstützt uns schon seit Beginn ideell und materiell. Dieses Mal kam er mit Frau Elfriede Helmschrott, die uns schon seit vielen Jahren hilft und regen Anteil an unserer Arbeit nimmt. (siehe Foto)

Im März besuchte unser Herr Hermann Hausmann und brachte uns auf abenteuerliche Weise zwei Rollstühle und mehrere Krücken mit. Er nützte seinen Aufenthalt, um Videoaufnahmen von Schule und Land zu machen. Mit Spannung erwarten wir seine Filme.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Zeilen aus einem Brief von Gudrun Dröber vom 28.08.2006 zitieren. Sie war vor 4 Jahren für 3 Monate als Volunteer bei uns und besuchte vor kurzem Nepal für 3 Monate. Nun schrieb sie an mich. „Mir ist bewusst geworden, dass Deine Einrichhtung in Nigeria eine Insel für viele Kinder ist – in einem Land, das nicht viele Menschen von außen her besuchen. Was wäre aus vielen Kindern geworden, wenn es diese Schule nicht gäbe? Deine Arbeit verdient sehr sehr große Anerkennung, was ich hiermit nochmals zum Ausdruck kommen lassen möchte.“

Im Namen unserer Kinder, Eltern und MitarbeiterInnen möchte ich Ihnen allen noch einmal von Herzen für Ihre Unterstützung und Hilfe im Jahr 2006 danken. Sie haben es uns durch Ihre Solidarität ermöglicht, sozial benachteiligten Kindern und Kindern, die einer speziellen Förderung bedürfen, zu helfen und zu erziehen.

MAY GOD BLESS AND REWARD YOU ALL !

Wir hoffen und wünschen uns, dass wir auch im Jahr 2007 mit Ihrer Hilfe zum Wohl der benachteiligten Kinder in Nigeria weiterarbeiten können. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und ein gutes, zufriedenes und glückliches Neues Jahr.

Ihre
Hildegard Ebigbo


Kinder der Werkstätten während der Trockenzeit beim Wasserholen am Fluss.